Gastbeitrag: Patricia Pöchhacker „Adaptives & inklusives Yoga ©“

„Adaptives und inklusives Yoga ©“ Patricia Pöch

Seit der Integration des Blogs in unsere Website konnten wir bereits viele spannende Themen aufgreifen. Was dieses Format so besonders macht, ist die Freiheit, ohne Einschränkungen über Herzensangelegenheiten zu schreiben und dabei auch in die Tiefe zu gehen. Doch wir möchten auch anderen eine Stimme geben und freuen uns deshalb besonders auf unseren ersten Gastbeitrag.

Patricia Amrita Pöchhacker, die in diesem Trimester in Zusammenarbeit mit uns den Kurs "Adaptives & Inklusives Yoga" in unserem Ballroom anbietet, wird ihre Gedanken mit uns teilen.

Adaptives & Inklusives Yoga

Dauer:            Mi, 18.09. – 11.12.2024
Uhrzeit:          17:00 bis 18:15 Uhr
Level:              All Levels
Preis:              EUR 190,00 / Person

Was "Adaptives & Inklusives Yoga" genau ist und wie sie dazu gekommen ist lassen wir sie am besten selbst erzählen. Vielen Spaß beim Lesen unseres ersten Gastbeitrages.

Warum ich „Adaptives und inklusives Yoga ©“ kreiert habe und was es ist.

Wenn mich Menschen fragen, wie es dazu kam, dass ich „Adaptives und inklusives Yoga ©“ kreiert habe, dann erzähle ich ihnen von den 5 prägendsten Sätzen und Situationen auf meinem eigenen Yogaweg.

Adaptives und inklusives Yoga © | Stadtyogini, Patricia Pöchhacker
Adaptives und inklusives Yoga © | Stadtyogini, Patricia Pöchhacker

Ich erzähle von meinen Mitmenschen und Teilnhemer:innen die meine besten Lehrer:innen waren und sind, ich erzähle von meinem eigenen (Yoga)Weg und davon, dass man nie auslernt.

“80% der Teilnehmer:innen müssen mitkommen, lass die anderen in der Stellung des Kindes warten.“

Dieser Satz wurde in meiner ersten Yoga Ausbildung an der ich teilnahm gelehrt, in Österreich, 2012. Dieser Satz, verändert alles. Schon damals wollt ich das nicht so einfach hinnehmen. Ich beschloss, dass in meinem Yogaunterricht niemand “zurückgelassen“ wird.

Mein erster Leitsatz wurde: Yoga angepasst an alle Personen im Raum. Meine Aufgabe: so viel zu wissen und so gut zu werden, um individuelle Hilfestellung bieten zu können.

Für mich war die erste und schnellste Lösung nur kleine Gruppe zu unterrichten, max. 8 Teilnehmer:innen und mehr Varianten der einzelnen Positionen anzubieten. Das funktionierte gut, mit der Zeit wurde ich sicherer im Unterrichten. In einer meiner ersten Personal Yoga Einheiten, bei denen ich 1:1 arbeite hatte ich dann ein weiteres Erlebnis, das mich und die Art wie ich unterrichte geprägt hat:

“Stabiler Stand, Füße eng zusammen, große Zehen berühren sich.“

Meine Klientin war eine mehrgewichtige Person und ich gab die erlernten und in der Praxis erprobten Ausrichtungsanweisungen: “Stabiler Stand, Füße eng zusammen, große Zehen berühren sich.“

Adaptives und inklusives Yoga © | Stadtyogini, Patricia Pöchhacker
Adaptives und inklusives Yoga © | Stadtyogini, Patricia Pöchhacker

Noch während ich das sagte und sah, wie sich meine Klientin bemühte die Haltung einzunehmen hatte ich eine kleine Erleuchtung: das, was ich da sagte, machte keinen Sinn. Zum einen, weil der Stand für meine Klientin nicht stabil sein konnte, zum anderen, weil sie ihn auf Grund ihrer Körperform nicht einnehmen konnte. Ich entschuldigte mich bei ihr und gemeinsam haben wir eine Variante gefunden, die für ihren Körper passte. Ich begann über all die Dinge nachzudenken, die ich gelernt hatte, über alle Anweisungen die ich, ganz automatisch gab…

Der nächste Leitsatz war: Inklusivere Sprache – hinterfragen was „allgemein“ gültig ist. Meine Aufgabe: verschiedene Lebensrealitäten und individuelle Bedürfnisse kennenlern und wahrnehmen und lernen, wie ich Anweisungen inklusiver gestalten kann.

“Wir sind stolz auf dich und würden gerne bei deinen Yogaklassen mitmachen, können aber nicht. “

Dieser Satz stammt von meiner Mutter und Großmutter. Meine Mutter hat zwei Knie Prothesen, ein steifes Sprunggelenk und 3 Krebsformen überlebt, meine Großmutter, war zu dieser Zeit schwer und unheilbar an Darmkrebs erkrankt. Ich begann die Yogaübungen zu adaptiere, damit man sie am Stuhl, Rollstuhl und im Bett üben konnte. Aktiv bewegt oder ich bewegte die Person im Bett. Ich wollte mehr lernen, mehr Wissen. Ich machte zusätzliche Ausbildungen: Traumasensibles Yoga, Senior:innenyoga, Yogatherapie, Ayurveda, Accessible Yoga und lernte meinen Mentor in Indien kennen – ein Doktor des Ayurveda und der Yogatherapie und Philosophie. Unter seiner Anleitung lerne ich seit 5 Jahren.

Der nächste Leitsatz ergab sich: Mit Adaptionen und Hilfsmittel können Übungen zugänglicher gemacht werden oder herausfordernder gestaltet werden. Meine Aufgabe: lernen so zu adaptieren, dass die Wirkung der Übungen nicht verloren gehen.

“Sie sind chronisch krank und müssen lernen damit zu leben. Dafür gibt es keine Heilung. Vielleicht wird es nie wieder besser mit den Symptomen.“

Diesen Satz hörte ich 2019 das erste Mal, kurz nachdem ich an meinen Symptomen fast gestorben wäre. Eine nicht sichtbare, mentale Behinderung begleitet mich schon mein ganzes Leben. 2020/21 bescherten mir 2 Corona Erkrankungen noch dazu Long Covid zusätzlich zu der Grunderkrankung.

2023 hatte ich meinen letzten schweren Krankheitsschub, ich war 3 Monate arbeitsunfähig. Ich musste meine eigne Praxis neu denken…und auch wieder vertrauen in meinen Körper zurückerlangen Die Praxis neu denken, heißt auch Dinge wieder neu zu lernen die man schon mal konnte, Dinge anders zu machen als “früher“ , Bewertungen rauszunehmen (in Gedanken und auch der Sprache z.B. “ …die volle Position“ , “ …die Endvariante“ ,) und auch zu lernen, dass manche Sachen nicht mehr in der gewohnten Form möglich sind. Währende meines letzten, großen Krankheitsschub begann ich meine körperliche Praxis ins Bett zu verlegen. Warum? Weil es nicht anders möglich war, ich konnte mich nicht einmal gut aufstützen.

Ich vertiefte meine Atempraxis, Meditations- und Yogaphilosphie Praxis und entdeckte neue Möglichkeiten und Chancen.

Daraus ergab sich folgenden Leitsatz: Fang bei dir an. Meine Aufgabe: Gelerntes hinterfragen, experimentieren, Geduld haben, Dinge neu und anders machen.

“Yoga für alle, Yoga barrierefrei – ist ein schöner Gedanke, aber nicht möglich“

Rodrigo Souza, einer meiner Lehrer bei der Accessible Yoga School von Jivana Heyman, bei der ich eine Ausbildung gemacht fragte bei einer Gruppenreflexion, was wir unter Barrieren verstehen. Er selbst ist ein Yogalehrer mit Querschnittslähmung der einen Rollstuhl benützt. Barrieren haben viele Gesichter. Manche Barrieren sind sichtbarer als andere, Barrieren sind individuell und Barrieren werden uns meist erst bewusst, wenn wir selber oder unser nahes Umfeld betroffen sind.

Der letzte Leitsatz kam mir dann in der Mediation nach der Gesprächsrunde: Eine 100% Barrierefreiheit ist nicht möglich, weil Barrieren so individuell sind. Meine Aufgabe: Yoga unterrichten, lehren und weitergeben so barrierefrei wie möglich.

Adaptives & Inclusives Yoga mit Patricia Pöchhacker

Mit “Adaptive und inklusives Yoga ©“ möchte ich Yoga so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. Nicht nur die körperlichen Übungen, sondern auch Atemübungen, Mediation und Yogaphilosphie.

Was “adaptiv“ und „ “inklusiv“ für mich bedeutet

„Adaptiv“ bedeutet für mich angepasst an die Person, Ort und Situation. Adaptionen mit Hilfsmitteln wie Stuhl, Rollstuhl, Gegenständen aus der Umgebung und klassischen Yogahilfsmitteln (Blöcke, Gurt, Bolster) ermöglichen es die Übungen körperlich zugänglicher oder herausfordernder zu machen. Adaptieren können wir aber auch unsere Sprache zum Beispiel einfache klare Sprache oder den Raum, in den man unterrichtet, zum Beispiel mit Rücksicht auf Neurodivergenz, Sehbehinderung und Trauma.

Adaption hört aber nicht im physischen Raum auf: Auch meine Homepage und digitale Angebote, Flyer und Visitenkarten sind so gestaltet, dass sie so barrierefrei wie möglich sind. Auch auf finanzieller Ebene gibt es Möglichkeiten zur Adaption, die ich nütze: kostenlose Angebote, sliding scale und Stipendien, um auch hier Barrieren abzubauen.

„Inklusiv“ bedeutet für mich, dass ich alle Personen willkommen heiße die bei und mit mir Yoga üben möchten oder lernen möchten Yoga zu unterrichten. Und zwar unabhängig von Glauben, Gender, Sexualität, Nationalität, Alter, Körperform. Meine Angebote richten sich an Menschen mit und ohne Behinderung.

“Adaptives und inklusives Yoga ©“ bedeutet Yoga so barrierefrei wie möglich zu üben und lehren.

Patricia Amrita Pöchhacker ist Yogatherapeutin und Gründerin von Stadtyogini – Feel. Move. Balance. e.U. Adaptives und inklusives Yoga ©

Mehr über Sie findest Du auf: www.stadtyogini.at und www.lillisballroom.at/team

Diversity Ball 2024

Diversity Ballo 2024 Plakat

Die wichtigste Ballnacht des Jahres meldet sich zurück! Nicht nur glanzvoll und schillernd, sondern einzigartig und das vielleicht weltweit!

Lillis Ballroom ist Kooperationspartner vom Diversity Ball 2024.

Am kommenden Samstag, dem 7. September 2024 wird der 16. Diversity Ball das Wiener Rathaus in einen spektakulären Ort gelebter Vielfalt und Inklusion verwandeln. Unter dem diesjährigen Ballmotto "WE ARE MANY" trifft klassische Balltradition auf moderne Partykultur. Das gesamte Rathaus wird bespielt - auf insgesamt fünf Dancefloors sorgen Live-Acts und DJs von und mit mehr als 300 Künstler*innen für die unvergleichliche Diversity Ball-Stimmung.

Auf vergangenen Bällen waren wir als Taxitänzer*innen auf der Tanzfläche unterwegs. Dieses Jahr veranstalten einen Workshop und laden Euch alle dazu ein.

 

Inklusiver Tango Workshop von Lillis Ballroom
mit Lucia Rosenfeld & Tim Hüning
von 23:00 bis 23:30 Uhr
im Diversity Ballroom

Hier geht's zum Ball-Programm

Nieder mit Barrieren und Style-Codes.

Erlaubt ist alles, ob Vintage Dress, kreatives Kostüm oder Ballrobe: alle sind frei, das zu tragen, was ihnen gefällt. Getreu dem Motto: Komm wie Du bist, wie du sein möchtest, am besten elegant und gestylt, aber nachhaltig! Egal ob Vintage, aus dem eigenen Kleiderkasten oder geborgt! Die Devise: Second Hand ist die erste Wahl.

Der offizielle Einlass für alle Gäste erfolgt um 20:00 Uhr. Reguläre Tickets sind bereits ausverkauft. Ab 00:30 Uhr gibt es noch vergünstigte Late Night Tickets um EUR 35,00 für die Nachtschwärmer unter Euch.

www.diversityball.at/tickets

Warum gibt es den Diversity Ball?

Er setzt ein starkes Zeichen für eine bunte, vielfältige und inklusive Gesellschaft. Das Ziel: Eine Welt, in der jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Sexualität oder Fähigkeiten akzeptiert und gefeiert wird. Diese Werte sind auch für Lillis Ballroom von zentraler Bedeutung, und gemeinsam mit dem Diversity Ball zeigen wir, dass Tanz verbindet und Grenzen überwindet. Früher noch im Kursalon, findet der Ball schon das zweite Mail im prächtigen Ambiente des Wiener Rathauses statt.

@diversityball im Social Web

Facebook | Instagram | YouTube | TikTok | LinkedIn|

#WeAreMany #DiversityBall2024 #LillisBallroom #LassAlleSinneTanzen

Über Lillis Ballroom

Lillis Ballroom wurde im April 2018 in den Stadtbahnbögen in der Wiener Spittelau direkt am Donaukanal eröffnet. Ziel war es einen barrierefreien Raum zu schaffen, in dem sich Tanztbegeisterte in entspannter Atmosphäre begegnen und voneinander und miteinander Tango Agentin  und andere Tänze lernen können.

Ausgehend vom Schwerpunkt auf Kurse für Sehende, Sehbeeinträchtigte und Blinde, hat sich Lillis Ballroom auch gegenüber anderen Dimensionen der Diversität geöffnet und versteht sich als lernende und wachsende Organisation.

Seit 2019 besteht der Verein „Tanzen ohne Grenzen“ als logische Ergänzung und Erweiterung zum Tanzstudio. Mit speziellen Workshops von mixed-abled Trainer*innen-Teams werden Schüler*innen und Pädagogisch*innen zu den Themen wie Blindheit und Inklusion sensibilisiert. 

Lillis Ballroom im Social Web: @lillisballroom

Web | Facebook | Instagram | YouTube | LinkedIn

#LillisBallroom #LassAlleSinneTanzen #LillisBallroomMieten

 

PS: Barrierefreiheit kannst Du mieten!

Lillis Ballroom kann zudem gemietet werden. Die 257m² großen Räume in den historischen Wiener Stadtbahnbögen 326–329 am Wiener Donaukanal in der Spittelau sind barrierefrei, hell und offen für alle, die eine Eventlocation suchen. Und das open-end und ohne Nachbarn!

Impressionen vom 15. Diversity Ball 2023

Juan D. Lange – Der Mann aus Montevideo, der die deutsche Tangowelle losgetreten hat

Lilli und juan sitzen vor dem Tanzstudio und lachen

Montevideo ist nicht ganz so bekannt wie sein großes Gegenüber Buenos Aires. Wie Ihr schon erraten könnt - oder wisst - liegt es genau gegenüber der argentinischen Hauptstadt am nördlichen Ufer des Rio de la Plata.

Juan D. Lange und die Anfangstage von Lillis Ballrooom
Juan D. Lange

Die beiden Städte haben vieles gemeinsam, nicht nur den Fluß, der sie trennt und dennoch verbindet, sondern auch die gemeinsame Sprache, und auch in Montevideo wird Tango getanzt. Und aus genau diesem Montevideo kommt Juan D. Lange und wuchs dort als Sohn deutscher Eltern auf. Der bereits absehbare Militärputsch von 1973 veranlasste ihn zur Emigration nach Deutschland. Als die Cap San Lorenzo im Hamburger Hafen anlegte - die Überfahrt finanzierte er sich als Deckarbeiter -  hatte der Putsch gerade begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war der Tango in Uruguay eingeschlafen und galt als alt und konservativ.

 

"Tango verkörperte einfach alles, das alt und konservativ war. Meine Freunde und ich, eigentlich die gesamte Jugend, standen auf Rock-Musik.“

 

Nach der anfänglichen Phase der Euphorie über das neue Leben auf einem anderen Kontinent setzte bei iahm und vielen anderen Emigrant*innen eine Desorientierung ein und viele suchten nach einer Verbindung zu ihrer alten Heimat und ihren kulturellen Wurzeln. Der Tango, der sich um 1900 in den Arbeitervororten von Montevideo und Buenos Aires entwickelt hat, erschien plötzlich nicht mehr als alt und konservativ, sondern als besonders wichtiger Teil dieser kulturellen Verbindungen.

 

„Tango war während der Diktatur nicht ausdrücklich verboten. Es waren ganz einfach alle Versammlungen von mehr als zwei Personen verboten."

 

Viele Immigrant*innen aus Lateinamerika begannen mit dem Tango erst im Exil, so auch Juan Lange. Anfangs trainierte er den Tango Argentino als Autodidakt. Danach erhielt er Unterricht von den renommiertesten Tangomeistern Ihrer Zeit - Antonio Tordado und Pepito Avellaneda.

Antonio Todaro & Partnerin
Antonio Todaro & Partnerin

In den 80er Jahren initiierte er die „neue deutsche Tango-Welle“ und begann schließlich 1982 als Tangolehrer in Berlin zu unterrichten. In Deutschland musste der Tango und die Tangoszene fast neu aufgebaut werden. Das Ethnologiestudium und die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Tanz gaben ihm die Werkzeuge in die Hand, um eine Gruppe von Tangoenthusiast*innen aufzubauen. Immer wieder hatte er auch Tänzer*innen aus Argentinien und Uruguay zu Gast, um sich selbst weiterzubilden. Schliesslich lud er sämtliche Tangoenthusiast*innen aus der Bundesrepublik nach Berlin ein um über eine sinnvolle Tangolehrer*innenausbildung zu beraten.

Aus dieser Gruppe entstand die erste "Welle" an Tangolehrer*innen. Zahlreiche Tangolehrer*innen wurden so von ihm ausgebildet und so verbreitete sich seine Methode über viele deutsche Großstädte. Immer wieder engagierte er sich für seine Leidenschaft und leitete zB das Produktionsteam von „Ilusion de Tango - Tango made in Berlin“.

 

Juan D. Lange & Ilse Nahr 1983
Juan D. Lange & Ilse Nahr 1983

 

Obwohl stets der Tango Argentino im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stand, unterrichtete er auch Salsa Cubano und eine Vielzahl weitere lateinamerikanische und auch afrikanische Tänze, wie zB Kizomba, Semba, Coladera, Zouk und Kompa.

Sein Tanzstudio "Estudio Sudamerica" in Berlin führte er bis 2020, um danach ein neues Kapitel aufzuschlagen. Heute lebt er wieder in seiner Heimat Urugay und widmet sich der Bio-Landwirschaft. Dem Tango hat er aber nicht den Rücken gekehrt, denn im Sommer kommt er regelmässig für Workshops und Events nach Europa. Und glückerweise schaut er im Juni 2024 auch bei uns in den Stadtbahnbögen vorbei!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Sein wichtigster Beitrag im deutschsprachigem Raum ist aber wahrscheinlich die Ausbildung von Tangolehrer*innen. Und hier verknüpfen sich die Wege von Juan D. Lange und Lilli Beresin ...

 

Filmpremiere: Eine filmische Liebeserklärung an den Queer Tango

Anita C. Schaub in Lillis Ballroom
Zum Pride Special am 2. Juni 2024 zeigen wir nach den beiden Queer Tango Workshops um 16:00 Uhr auch den neuen Poesiefilm von Videokünstlerin Anita C. Schaub über den Queer Tango.

Anita Schaub beim Queer Tango in Lillis Ballroom
Anita Schaub und Tim Huening bei der Generalprobe zur Filmvorführung in Lillis Ballroom

“gehen in umarmung. queer tango argentino jenseits der gender grenzen. eine poetische dokumentation.”

von Anita C. Schaub

Wir haben Anita Schaub zum Film interviewt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wie bist Du auf die Idee gekommen einen Film über Queer Tango zu drehen?

Ich bin selbst Tangotänzerin und habe glücklicherweise gleich am Beginn meiner „Lehrjahre“ Tanzplätze, wie z. b. bei den AdanzaS und in Lillis Ballroom gefunden, die den Queer Tango Argentino entweder im Programm hatten oder ganz einfach und selbstverständlich praktizierten.

Was ist für Dich die Kernaussage des Films, bzw. was möchtgest Du Deinem Publikum vermitteln?

Ich war sofort so fasziniert davon, dass ich möglichst vielen Menschen von den unendlichen Möglichkeiten dieses Tanzes erzählen wollte. Als Künstlerin kann ich mich am besten durch meine Arbeit ausdrücken, und das war in diesem Fall eben der Poesiefilm.

Was sind Deine weiteren Pläne?

In Wien gibt es leider keine regelmäßigen Queer Milonga Events. Deshalb habe ich beschlossen, selbst Queer Milongas zu veranstalten. Die erste findet am 28. Juni im Kulturzentrum Amerlinghaus, 1070 Wien statt.

Was wünscht Du Dir für die Queer Community?

Viele, viele menschen, die Queer Tango Argentino tanzen, (mit)veranstalten und die (mit)helfen, diese Philosophie – denn genau das bedeutet für mich der Queer Tango Argentino – weiter zu verbreiten.

Wer ist Anita Schaub?

Anita Schaub tanzt Queer Tango mit Tanzpartnerin
Anita Schaub und Tanzpartnerin

Anita C. Schaub, geb. auf den Bermudas, Studien der Psychologie, Pädagogik, Philospphie und Germanistik, Magisterium, Promotion im Fachgebiet Frauenwissenschaften.

lebt in Wien. Autorin, Schreibpädagogin („Wiener Schreib- pädagogik“). Magisterstudium an der Universität Klagenfurt (Deutsche Philologie, Psychologie und Pädagogik); Pädagogische Akademie; Promotion im Fachgebiet Frauenforschung an der Universität Wien. Gründerin und Obfrau von ›kulturELLE‹ – Verein zur Förderung von Frauenkunst und –kultur. Projektkonzeptionen; interdiszipli- näre Projekte mit Schwerpunkt Frauenkunst und –literatur; Schreibwokshops; Sachbuch, Prosa.

Neben dem Brotberuf in der Beratung seit über 20 Jahren als Autorin (8 Publikationen), Videokünstlerin und Kulturveranstalterin tätig.
Lebte in Kärnten und seit 2001 in Wien.

Zuletzt erschienen: »FrauenSchreiben. Zwischen Abenteuer, Privileg und Existenzkampf« (2004); »Tanzende Rose« (2008); »Schuldbeulen« (2012); »Luftwurzeln« (2015); »Sommer der Poetinnen« (gem. m. Hildegard Kokarnig Kurzgeschichten, 2017); »Leben mit Em. Erzählung mit Abbildungen« (Edition libica 2018).

Seit 3 Jahren leidenschaftliche QUEER Tango Argentino Tänzerin.

 

Weiterführende Links:

Mehr zum Queer Tango >>

Mehr zum Pride Special am 6. Juni  2024 >>

Mehr zu den Queer Tango Workshops am 6. Juni 2024 >>

Anita C. Schaub >>

 

Die Geschichte von Juan D. Lange und Lillis Ballroom

Juan D. Lange und die Tangowelle

Ganz zu Beginn von Lillis Ballroom, als es noch keinen konkreten Ort und auch keine Trainer*innen und nur die Idee gab, wurde im ersten Schritt recherchiert was es im Zusammenhang mit Tango und dem "Tanzen ohne Sehen" weltweit bereits gab.

Juan D. Lange und die Anfangstage von Lillis Ballrooom
Juan D. Lange

Dabei stießen wir auf Juan Lange in Berlin. Durch sein Studium der Ethnologie, Ausbildungen in Gindler Körperarbeit, Feldenkrais und 30 Jahre an Erfahrung in der Vermittlung von Tango Argentino und der Ausbildung von über 160 Tango Lehrer*innen brachte er einen umfassenden Erfahrungsschatz und ein tiefes Verständnis von den Zusammenhängen und der Verwobenheit von Körper, Sozialem und Kultur mit. Ganz nebenbei hat er die neue deutsche Tangowelle in den 80ern fast im Alleingang gestartet.

„Ruft doch mal diesen Juan D. Lange in Berlin an!“, hat es geheißen. Gesagt, getan. Aus der ersten Begegnung ergab sich eine enge Zusammenarbeit. Er wurde tanzpädagogischer Berater im Entstehungprozess von Lillis Ballroom und lieferte – neben anderen Expertinnen und Experten – durch sein fundiertes Know-how und langjährige Erfahrungen wertvolle Inputs und Orientierung.

Juan D. Lange im ersten Kurs von Lillis Ballroom

2016 fiel dann endlich der Startschuss für die Entwicklung einer eigenen Tanzpädagogik für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen. Gemeinsam mit Juan entwickelte das Team um Lilli, das damals aus Petra Schön und Beate Schläffer bestand, den ersten Lehrgang zum Erlangen von Tanzmethoden für blinde, sehbeeinträchtigten und sehende Menschen.

Das war ein erster großer Meilenstein, denn schließlich braucht jedes Tanzstudio auch Trainer*innen, die die spezielle Tanzpädagogik auch vermitteln können.

Juan D. Lange und einer der ersten Kurse bei Lillis Ballroom
Einer der ersten Kurse von Lillis Ballroom

Nach nur zwei Info-Terminen startete im März 2017 der erste Lehrgang mit 10 Teilnehmer*innen in einem angemieteten Tanzraum im 4. Bezirk, in dem auch unsere ersten Workshops und Kurse stattfanden. Im Winter 2017/2018 unterrichteten wir auch im Blindenverband im 14. und in der Hilfsgemeinschaft im 20. Bezirk, bevor wir im April 2018 unser Studio in den Stadtbahnbögen in der Spittelau am Donaukanal eröffneten

Aber Juan D. Lange hat uns nicht nur mit seinen Erfahrungen als Tanzpädagoge und Ethnologe unterstützt, sondern auch mit seinem Wissen über die Einrichtung, Führung und Etablierung eines erfolgreichen Tanzstudios.

Juan D. Lange spricht mit einem Tänzer
Juan D. Lange

Das war doppelt herausfordernd, da, über die vorgeschriebenen Vorgaben hinaus, Barrierefreit ganz oben auf unserer Agenda stand. Nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch sollte Lillis Ballroom ein Ort werden, an dem sich alle Menschen, aber ganz besonders und Sehbbeinträchtigte wohl fühlen konnten, um sich ganz auf das Erlernen der Tänze einlassen zu können. Es wurde von Anfang an viel Wert auf Materialien und Haptik gelegt. Hier könnt Ihr unser Accessibility Statement lesen.

Und schließlich hat Lilli bei Juan in Berlin die Ausbildung zur Tangotrainerin absolviert und im Februar 2020 erfolgreich abgeschlossen. Im Anschluss daran hat er sich zur Ruhe gesetzt und ist in seine Heimat Uruguay zurückgezogen

Aber die Verbindung zwischen Lillis Ballroom und ihm ist und bleibt eine Besondere und wir freuen uns immer wieder über einen Besuch als Freund und Gasttrainer in unserem Studio.

Mehr über die Geschichte von Lilli & Juan sowie über die Stadtbahnbögen erfahrt Ihr ein anders Mal ...

 

Programm am 30. Juni 2024

13:00 – 14:15 Uhr   Workshop 1 - First steps into Tango
14:30 – 15:30 Uhr  Workshop 2 - Today we are all uruguayan

16:00 – 19:00 Uhr  Cafecito

 

Mehr zum Thema:

Blog: Juan D. Lange, der Mann aus Montevideo, der die deutsche Tangowelle losgetreten hat