Über die Tänze in den Latin Roots
Merengue, Salsa, Bachata, Zouk und Kizomba
Über Musikgenres, Tanzstil und das Essentielle
Von: © Juan D. Lange
Merengue (Dominikanische Republik)
Bachata (Dominikanische Republik)
Merengue
Dominikanische Republik
Schritt 1 – 1
Der Merengue kommt aus der Dominikanischen Republik und Haiti. Er war in den 50/60er Jahren in Haiti sehr populär, hat sich aber dort nicht wie in der Dominikanischen Republik zum Nationaltanz entwickelt.
Es ist ein verspielter Tanz und seine Texte haben immer eine ironisch-fröhliche Komponente. Dabei geht es darum, Begebenheiten des Alltags und der Gesellschaft ironisch zu beschreiben, z.B. die Rede eines Politikers, der versucht das Volk über den Tisch zu ziehen oder ein Missgeschick des Alltags, das zu absurden Situationen führt.
Der Merengue entspricht dem Wesen der Dominikaner. Flexibel geht der ganze Körper in der Bewegung mit. Der Grundschritt ist sehr einfach und beschwingt. Hinzu kommen einfache Drehungen die geschmeidig fließend ohne Anstrengung getanzt werden. Ein lustiger erotischer Tanz, den man sehr schnell lernen kann. Merengue macht Spaß und ist ein guter Start, um die karibischen Tänze zu lernen.
Sein Wesen: Verspielt, fröhlich und sinnlich elegant. Die Bewegungen sind rhythmisch fließend und treiben nach vorne.
Typische Fehler: Schunkeln wie im Bierzelt
In diesem Video tanzen Edwin Ferreras & Dakota Romero einen Merengue mit Bachata Elementen. Verspielt bewegen sie sich gemeinsam zu den relativ schnellen, lebensfrohen Klängen der Musik. Der Tanz ist ein Spiel aus Nähe und Distanz, verschiedensten Drehungen und kreativer Fußarbeit. Passend dazu variieren die Handpositionen und runden die innere und äußere Ästhetik des Tanzes ab.
Salsa
Kuba
Schritt 3 – 3
Der Begriff Salsa tauchte 1949 zum ersten Mal auf, obwohl der Tanz und die Musik schon vorher als Son bekannt waren. Die Basis scheint sich aus dem Son Cubano entwickelt zu haben, damals der Tanz Nummer 1 in Kuba. Aus dem Son Cubano entstand der "Estilo Casino", ein Tanzstil mit viel mehr Drehungen als im Son. Der Begriff "Salsa Cubana" ist erst entstanden, als New York und L.A. sich mit der Vermarktung ihres Stils bekannt machten. In Kuba selbst wurde er seit den sechziger Jahren als "Casino" oder auch als "Estilo de la Calle" bezeichnet.
Salsa ist sehr vielfältig. Unterschiedliche Salsa-Stile entstanden vor allem durch die Verbreitung des Tanzes in verschiedenen Regionen und ihren unterschiedlichen soziokulturellen Milieus. Zwei der meistverbreiteten Stile sind die kubanische Salsa und der L.A. Style.
Salsa Cubana
Die kubanische Salsa ist spielerisch, rhythmisch und sehr animierend. Charakteristisch für sie ist das kreisförmige Tanzen der Partner um einen gemeinsamen Mittelpunkt. Deshalb heißt es, dass die Salsa Cubana „im Kreis“ getanzt wird. Es gibt keine klare eindeutige Orientierung. Normalerweise wird als Basis der Seitschritt verwendet.
In der Salsa Cubana werden alle Bewegungen geführt und während des Tanzes improvisiert zusammengestellt. Die Vielfalt ist schier unerschöpflich. In der Rueda de Casino werden den unterschiedlichen Moves Namen gegeben, um sie auf Ansage synchron mit Partnerwechsel tanzen zu können.
Salsa wurde in der Regel im Osten von Kuba synkopiert getanzt, d.h. vorwiegend gegen die Clave wie beim Son. Im Westen von Kuba, in Havanna und Umgebung eher auf die 1, was man als "Tiempo cruzado" bezeichnet. So wird auch heute noch debattiert, was die korrekte Interpretation ist. Wir in Lillis Ballroom haben uns auf das Tanzen auf die 1 geeinigt.
L.A. Style
Auch der Los Angeles Style, kurz „L.A. Style“, wird auf 1 getanzt. Er enthält diverse choreographische Elemente und Showfiguren, was ihn auf Salsapartys beliebt macht. Auch für Auftritte eignet sich dieser Stil besonders gut.
Er zeichnet sich durch seine Geradlinigkeit aus und wird im Gegensatz zur Salsa Cubana sozusagen "auf Linie" getanzt. Beim Grundschritt geht der Mann auf den ersten Taktschlag mit links nach vorne, die Frau geht rechts zurück. Während des Tanzens kann es auch Phasen ohne Körperkontakt oder Führung geben, in denen die TänzerInnen die Musik individuell interpretieren. Dieses Element sind die sogenannten „Shines“.
Es gibt keine fixen Choreographien und jede Figur wird geführt. Die Führenden können erlernte Figuren wieder neu und anders zusammensetzen und den gemeinsamen Tanz dadurch inspirieren. Auch die Folgenden bringen sich auf vielfältige Weise in den Tanz ein. So wie Salsa im Allgemeinen unterliegt auch der L.A. Style immer wieder neuen Einflüssen und Veränderungen durch die Szene und bleibt so eine „lebendige“ Tanzart.
Das Wesen der Salsa: Sich mit der Musik und dem Rhythmus in einem feurigen Tanz zu zweit zu vergnügen, stimmungsvoll und fröhlich.
Typische Fehler: Die Selbstdarstellung, sportlich kontrolliertes Tanzen und weglassen der Wirbelsäulen- und Hüftbewegung.
Salsa Cubana. Das Lied handelt von einer lateinamerikanischen Schönheit und genau diese darf man im Video in einem feurigen Tanz mit Geonys Boloy am Paseo del Prado in Havana, Cuba, erleben. Lisandra Carcia scheint die Salsa Cubana als Kind in die Wiege gelegt, denn sie hat den Rhythmus im Blut und bewegt sich mit einer Eleganz und Anmut, die ihresgleichen sucht. Jeder Schritt sitzt perfekt und die kunstvoll geführten Drehungen im farbenfrohen Outfit regen zum Mittanzen an. Der Tanz gestaltet sich als wundervolles Zusammenspiel der beiden Tanzenden.
Diese Salsa im L.A. Style von Daniel Rosas & Denise Fabel ist die pure Lebensfreude. Die beiden tanzen mit so einer Kreativität und Begeisterung, dass man sofort aufspringen und mittanzen möchte. Unterschiedlichste Drehungen wechseln sich mit choreografischen Show-Elementen in den sogenannten „Shines” ab und auch imrovisierte Passagen begeistern durch Spontanität und individuellen Ausdruck. Der L.A. Style ist dabei durch das Tanzen auf unsichtbaren Linien zu erkennen. Der bunte und verspielte Tanz geht erst zu Ende, als die Nacht über die Tänzer hereinbricht und sie freudig davon tanzen.
Bachata
Dominikanische Republik
Schritt 3 – 3 (mit Tap)
Die Bachata ist eine sehr populäre, tanzbare und sinnliche Musik aus der Dominikanischen Republik. Sie ist zwischen 1950 und '60 als eine Mischung aus dem Bolero rítmico, dem Pasillo und dem Son Cubano entstanden und wurde anfangs hauptsächlich gehört. Sie ist in den unteren Schichten entstanden und wurde als “Musik der Verbitterung” bezeichnet. In der ersten Zeit war jedes mittelständische Geschäft schlecht angesehen, das Bachata Musik verkaufte. Im Radio war sie nicht zu hören, außer bei Radio Guarachita, das lange Jahre der einzige Sender war, der diese Musik spielte. Durch den Tourismus in der Dominikanischen Republik ist sie dann aber ab 1980 weltweit quer durch alle Schichten populär geworden. Der größte Durchbruch kam allerdings mit Juan Luis Guerra und seinem Album Bachata Rosa, das alle Verkaufsrekorde in Lateinamerika und Spanien brach.
Der Tanz ist sinnlich, mit einer aktiv betonten Hüftbewegung und wechselt zwischen offener und hautenger Körperhaltung, mit wechselnder unkonventioneller Armhaltung. Im Vordergrund steht das Gefühl und nicht die vielen Drehungen und Schritte. Seine Stimmung ist melancholisch, nostalgisch, mit einer sinnlichen Leidenschaft wie sie auch beim Tango und dem Bolero zu finden ist. Bei der original dominikanischen Bachata tanzen die Tänzer hauteng und öffnen die Haltung ein wenig, wenn sie anfangen mit dem Rhythmus zu spielen. Kommerzielle Stilarten, die sich besser vermarkten lassen, sind vor allem in den USA und Italien entstanden. Sie alle erinnern mehr an Tanzsport mit Leistungsschau, als an die "Bachata original".
Sein Wesen: Melancholisch, sinnlich, introvertiert mit verspieltem Rhythmus, der am Ende immer Freude ergibt.
Typische Fehler: Zu viele Drehungen mit Überbetonung der Hüfte mit extrovertiertem Sexappeal.
In diesem Video tanzen Edwin Ferreras & Dakota Romero Bachata im „Dominican” Stil. Ein besonderer Fokus liegt auf der Beinarbeit. Wenn die beiden Bachata miteinander tanzen, hat das immer etwas Leichtes, Unbeschwertes, Geschmeidiges. Der für Bachata typische Hüftkick und die sinnlichen Beckenbewegungen der Dame geben dem Tanz die gewisse Würze. Die unterschiedlichen Armhaltungen sorgen für Abwechslung. Das Wesen von Bachata ist melancholisch, introvertiert mit verspieltem Rhythmus und dies kommt im Zusammenspiel der beiden Tänzer gut zum Ausdruck.
Zouk
Brasilien
Schritt 1 – 1 und 3 – 3
Der Ursprung des Zouk wird der Band Kassav (Martinique und Guadeloupe) zugesprochen, die unter dem Einfluss von Kompa, Reggae und Salsa in den 70er Jahren einen neuen Musikstil kreierte. Von dort aus hat sich die Musik und der zugehörige Tanz nach Afrika und Brasilien verbreitet und weiterentwickelt. Heutzutage gibt es verschiedene Arten von Zouk. Neben dem karibischen Stil hat sich z.B. der brasilianische Zouk weltweit etabliert. Das Wort Zouk selbst ist kreolisch und bedeutet "Tanzfest" oder schlicht "Party".
Brasilianischer Zouk
Als Mitte der 90er Jahre in Brasilien der Lambada-Boom zu Ende ging, verwendeten die Lambadatänzer ZOUK Musik, um aus Lambada mit Elementen von anderen Tänzen einen neuen Tanz zu formen. Der brasilianische Zouk war geboren.
Er wird auch „Tanz der Seele” genannt und begeistert vor allem durch die gefühlvollen Bewegungen und das Führen mit dem gesamten Körper. Der brasilianische Zouk bietet viel Freiraum für Improvisation.
Heute haben sich weitere Sub-Sitlrichtungen entwickelt und der Tanz wird nicht mehr nur zur ursprünglichen Zouk Musik getanzt, sondern auch zu R&B, Pop, Kizomba, Hip Hop, Orientalischer Musik etc.
Sein Wesen: Sinnlich, erotisch
Typische Fehler: Die Nähe beim Tanz zu vermeiden oder sie zu ernst zu nehmen.
Dieses Video zeigt einen Zouk-Tanz von Jerry und Tori, der an einen Abend in der Karibik erinnert. Es ist ein Tanz, in dem Zeit und Raum verschwimmen, als gäbe es kein morgen. Die beiden Tänzer verlieren sich in den fließenden Bewegungen, um sich im nächsten Augenblcik im kreativen Zusammenspiel wiederzufinden. Ein Tanz, der keine Routine kennt und sich in überraschenden Wendungen und verspieltem Miteinander ausdrückt. Brasilianischer Zouk kann mit dem gesamten Körper getanzt werden und es ist, als ob Jerry und Tori von dieser Freiheit bis an ihre Grenzen Gebrauch machten. Ein Tanz wie eine Ode an die sinnliche Liebe.
Kizomba
Angola
Schritt 1 – 1, 1 Tap + sehr variabel
Kizomba heißt ursprünglich in Angola: sinnliche Fete mit Tanz und Musik. Heute bezeichnet man damit die sehr populäre Musik und auch den Tanz, der in Westafrika verbreitet ist. In Angola direkt aus der Semba geboren und von Zouk, kubanischer Musik und Elektro beeinflusst, wird Kizomba auf Portugiesisch gesungen.
Dieser sinnlich romantische Tanz, angereichert mit afrikanischen Rhythmen, ist ein Genuss beim Zuschauen und noch mehr beim Tanzen. Erotische Hüftbewegungen und flexible Beine, gepaart mit Einfühlungsvermögen für den Partner, werden vom ersten Schritt an in diesem Tanz gefordert. Die Tänzer tauchen in die Musik ein und genießen selbstvergessen diesen Tanz.
Wer ein wenig Milonga oder Salsa kann, hat schon gute Vorkenntnisse, da dieser Tanz leicht zu erlernen ist und von beidem etwas beinhaltet.
Sein Wesen: Ein Tanzfest für das Stadtviertel in dem Jung und Alt miteinander Tanzen. Tarracha ist der sinnliche Teil, passadas die getanzten Figuren, die für Zuschauer ansprechend sein sollten:"Schaut mal was ich kann!".
Typische Fehler: Die Schritte zu groß zu machen und sie wie Tango zu interpretieren. Zu früh in die Bewegung zu gehen.
In diesem Video tanzen Ben und Ana durch schmale, bunte Gassen und überraschen Passanten mit ihrer tänzerischen Unbeschwertheit. Da Kizomba ursprünglich eine Art „Passada” Tanz ist, der auch Elemente des Tango Argentino enthält, eignet er sich wunderbar für einen tänzerischen Spaziergang. Es ist ein abwechslungsreicher Tanz, der sowohl viel Raum für verschiedenste Schrittvariationen bietet, als auch sinnliche Becken- und Wellenbewegungen im Repertoire hat. Die perfekte Kombination aus Struktur und tänzerischer Freiheit.
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