Im Juli haben unsere Trainerin Lucia Rosenfeld und Krõõt Juurak im Rahmen des Public Moves Programms am ImpulsTanz Festival teilgenommen und in die faszinierende Welt des "Inklusiven Queer Tango" eingeführt.
Im Queer Tango werden traditionelle Geschlechterrollen hinterfragt und aufgelöst. Führen und Folgen werden auf spielerische Weise neu entdeckt. Wer gibt Impulse? Wie werden sie wahrgenommen? Im Queer Tango geht es um führendes Zuhören, aktives Folgen und das fließende Wechseln der Rollen. Durch den Tango wird Inklusion auf eine ganz besondere Weise erfahrbar gemacht. Hier tanzen wir mit allen Sinnen und stellen das Gefühl in den Mittelpunkt.
Drei Termine, drei Locations – Sommer 2024
03. Juli, 17:00 bis 18:15 Uhr: Seestadt
15. Juli, 17:00 bis 18:15 Uhr: MuseumsQuartier Wien
17. Juli, 17:00 bis 18:15 Uhr: Richard-Wagner-Platz
Interview mit Lucia Rosenfeld
Petra Schön hat unsere Trainerin Lucia Rosenfeld nach ihren Eindrücken und Erfahrungen befragt. Das Ergebnis könnt ihr in der unten stehenden Audiodatei hören. Viel Spaß beim Zuhören!
Weiter unten haben wir auch einige Fotos vom Schnupperkurs im MuseumsQuartier für euch zusammengestellt.
Zum Pride Special am 2. Juni 2024 zeigen wir nach den beiden Queer Tango Workshops um 16:00 Uhr auch den neuen Poesiefilm von Videokünstlerin Anita C. Schaub über den Queer Tango.
“gehen in umarmung. queer tango argentino jenseits der gender grenzen. eine poetische dokumentation.”
von Anita C. Schaub
Wir haben Anita Schaub zum Film interviewt.
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Wie bist Du auf die Idee gekommen einen Film über Queer Tango zu drehen?
Ich bin selbst Tangotänzerin und habe glücklicherweise gleich am Beginn meiner „Lehrjahre“ Tanzplätze, wie z. b. bei den AdanzaS und in Lillis Ballroom gefunden, die den Queer Tango Argentino entweder im Programm hatten oder ganz einfach und selbstverständlich praktizierten.
Was ist für Dich die Kernaussage des Films, bzw. was möchtgest Du Deinem Publikum vermitteln?
Ich war sofort so fasziniert davon, dass ich möglichst vielen Menschen von den unendlichen Möglichkeiten dieses Tanzes erzählen wollte. Als Künstlerin kann ich mich am besten durch meine Arbeit ausdrücken, und das war in diesem Fall eben der Poesiefilm.
Was sind Deine weiteren Pläne?
In Wien gibt es leider keine regelmäßigen Queer Milonga Events. Deshalb habe ich beschlossen, selbst Queer Milongas zu veranstalten. Die erste findet am 28. Juni im Kulturzentrum Amerlinghaus, 1070 Wien statt.
Was wünscht Du Dir für die Queer Community?
Viele, viele menschen, die Queer Tango Argentino tanzen, (mit)veranstalten und die (mit)helfen, diese Philosophie – denn genau das bedeutet für mich der Queer Tango Argentino – weiter zu verbreiten.
Wer ist Anita Schaub?
Anita C. Schaub, geb. auf den Bermudas, Studien der Psychologie, Pädagogik, Philospphie und Germanistik, Magisterium, Promotion im Fachgebiet Frauenwissenschaften.
lebt in Wien. Autorin, Schreibpädagogin („Wiener Schreib- pädagogik“). Magisterstudium an der Universität Klagenfurt (Deutsche Philologie, Psychologie und Pädagogik); Pädagogische Akademie; Promotion im Fachgebiet Frauenforschung an der Universität Wien. Gründerin und Obfrau von ›kulturELLE‹ – Verein zur Förderung von Frauenkunst und –kultur. Projektkonzeptionen; interdiszipli- näre Projekte mit Schwerpunkt Frauenkunst und –literatur; Schreibwokshops; Sachbuch, Prosa.
Neben dem Brotberuf in der Beratung seit über 20 Jahren als Autorin (8 Publikationen), Videokünstlerin und Kulturveranstalterin tätig.
Lebte in Kärnten und seit 2001 in Wien.
Zuletzt erschienen: »FrauenSchreiben. Zwischen Abenteuer, Privileg und Existenzkampf« (2004); »Tanzende Rose« (2008); »Schuldbeulen« (2012); »Luftwurzeln« (2015); »Sommer der Poetinnen« (gem. m. Hildegard Kokarnig Kurzgeschichten, 2017); »Leben mit Em. Erzählung mit Abbildungen« (Edition libica 2018).
Seit 3 Jahren leidenschaftliche QUEER Tango Argentino Tänzerin.
Queer Tango ist eine faszinierende Weiterentwicklung des traditionellen argentinischen Tangos, die Geschlechterrollen und soziale Normen auf den Kopf stellt. Anstatt den klassischen Rollen, bei denen der Mann führt und die Frau folgt, steht Queer Tango für eine gleichberechtigte Partnerschaft auf der Tanzfläche. Jeder kann führen, jeder kann folgen – es geht darum, die Kunst des Tangos in einer inklusiven und offenen Atmosphäre zu erleben.
Wie ist Queer Tango entstanden?
Die Ursprünge des Queer Tangos lassen sich in die 1990er Jahre zurückverfolgen, als die Tangoszene in Buenos Aires begann, sich zu diversifizieren. Queere Menschen suchten nach Räumen, in denen sie ihre Identität frei ausdrücken und tanzen konnten, ohne sich an traditionelle Geschlechternormen halten zu müssen. Die ersten Queer-Tango-Veranstaltungen wurden von Pionieren wie Augusto Balizano und Mariana Docampo ins Leben gerufen, die den Tango aus seiner konservativen Ecke holten und zu einem Symbol der Freiheit und Vielfalt machten.
Wo ist Queer Tango besonders stark vertreten?
Queer Tango hat sich schnell über die Grenzen Argentiniens hinaus verbreitet und ist heute in vielen Metropolen weltweit eine feste Größe. Besonders starke Szenen gibt es in Städten wie Berlin, San Francisco, New York und Paris. Diese Städte bieten eine lebendige Queer-Tango-Community mit regelmäßigen Milongas (Tanzveranstaltungen), Workshops und Festivals, die Tänzer und Tänzerinnen aus aller Welt anziehen.
Lillis Ballroom und Queer Tango
Mittlerweile hat sich Queer Tango auch bei uns zu einem fixen Bestandteil unseres Kurs- und Workshopprogramms entwickelt. Die Philosophie, die dahintersteckt wurde schon immer von Lillis Ballroom geteilt, schon als es noch gar keinen Namen dafür gab. Die Rollenwechsel und das Soziale stand bei Lillis Ballroom schon immer im Vordergrund. So kann man sagen, dass die Aufnahme von Kursen und Workshops eine konsequente Weiterentwicklung unseres Ansatzes war.
Warum ist Queer Tango wichtig?
Queer Tango bietet nicht nur einen Raum für künstlerischen Ausdruck, sondern auch für soziale Inklusion und persönliche Freiheit. Es ist ein Tanzstil, der es ermöglicht, Geschlechterrollen zu hinterfragen und aufzubrechen, und der damit einen wichtigen Beitrag zu einer offeneren und toleranteren Gesellschaft leistet.
Ob Du nun ein erfahrener Tangotänzer*in bist oder Deine ersten Schritte wagst, Queer Tango bietet eine einladende und dynamische Community, in der jede*r willkommen ist. Also schnapp Dir Deine Tanzschuhe und entdecke die Magie des Queer Tango bei Lillis Balloom.
Bei Lillis Ballroom wird man leidenschaftlich an die vielen Vorteile des Tango Tanzens für Körper und Geist erinnert – und an das Experimentieren wer was, warum und wie tanzt.
Passend zum Pride Month veranstaltet Lillis Ballroom im Juni zwei Workshops mit Keila und Adriana, Queer Tango-Lehrerinnen aus Buenos Aires, zeigt den Poesiefilm der Videokünstlerin Anita C. Schaub und veranstaltet ein Cafecito mit internationalen Gästen der Queer Tango Factory (Projekt der lxs hermanxs Bettina Patermo & Arno Plass/Künstlerhaus).
Pride Month Special am 2.6. 2024 mit Workshops, Filmprämiere & Tango Abend mit DJ
Lillis Ballrooms Tangoreich umfasst alle, die in einer inklusiven Atmosphäre unbeschwert tanzen und sich ohne Vorurteile ausdrücken möchten. In einem Raum, der es Tänzer*innen erlaubt, die Rolle auszufüllen, die ihnen gefällt: führen oder geführt werden. Für jeden offen, frei von der starren Struktur, dass Männer führen und Frauen folgen müssen, egal wer Du bist und mit wem du tanzen möchtest.
Tango ist ein wunderschöner Paartanz, bei dem die Kommunikation mit seinem Gegenüber im Vordergrund steht, bei dem man sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten als Tänzer*in entdeckt. Manchmal tanzt man bei uns auch mit geschlossenen Augen. Losgelöst von einschränkenden Denk- und Tanzmustern bekommt das Spüren und Hören wie von selbst eine neue Dimension.
Jenseits der Gendergrenzen beide Rollen lernen – Diversity inclusive!
Alle Kurse und Workshop-Termine können auf der Website www.lillisballroom.at im Online Shop gebucht werden. Anmeldungen sind für Einzelpersonen und Paare möglich. Informationen zu den Tanztrainer*innen und Gasttrainer*innen auf www.lillisballroom.at.
Ganz zu Beginn von Lillis Ballroom, als es noch keinen konkreten Ort und auch keine Trainer*innen und nur die Idee gab, wurde im ersten Schritt recherchiert was es im Zusammenhang mit Tango und dem "Tanzen ohne Sehen" weltweit bereits gab.
Dabei stießen wir auf Juan Lange in Berlin. Durch sein Studium der Ethnologie, Ausbildungen in Gindler Körperarbeit, Feldenkrais und 30 Jahre an Erfahrung in der Vermittlung von Tango Argentino und der Ausbildung von über 160 Tango Lehrer*innen brachte er einen umfassenden Erfahrungsschatz und ein tiefes Verständnis von den Zusammenhängen und der Verwobenheit von Körper, Sozialem und Kultur mit. Ganz nebenbei hat er die neue deutsche Tangowelle in den 80ern fast im Alleingang gestartet.
„Ruft doch mal diesen Juan D. Lange in Berlin an!“, hat es geheißen. Gesagt, getan. Aus der ersten Begegnung ergab sich eine enge Zusammenarbeit. Er wurde tanzpädagogischer Berater im Entstehungprozess von Lillis Ballroom und lieferte – neben anderen Expertinnen und Experten – durch sein fundiertes Know-how und langjährige Erfahrungen wertvolle Inputs und Orientierung.
2016 fiel dann endlich der Startschuss für die Entwicklung einer eigenen Tanzpädagogik für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen. Gemeinsam mit Juan entwickelte das Team um Lilli, das damals aus Petra Schön und Beate Schläffer bestand, den ersten Lehrgang zum Erlangen von Tanzmethoden für blinde, sehbeeinträchtigten und sehende Menschen.
Das war ein erster großer Meilenstein, denn schließlich braucht jedes Tanzstudio auch Trainer*innen, die die spezielle Tanzpädagogik auch vermitteln können.
Nach nur zwei Info-Terminen startete im März 2017 der erste Lehrgang mit 10 Teilnehmer*innen in einem angemieteten Tanzraum im 4. Bezirk, in dem auch unsere ersten Workshops und Kurse stattfanden. Im Winter 2017/2018 unterrichteten wir auch im Blindenverband im 14. und in der Hilfsgemeinschaft im 20. Bezirk, bevor wir im April 2018 unser Studio in den Stadtbahnbögen in der Spittelau am Donaukanal eröffneten
Aber Juan D. Lange hat uns nicht nur mit seinen Erfahrungen als Tanzpädagoge und Ethnologe unterstützt, sondern auch mit seinem Wissen über die Einrichtung, Führung und Etablierung eines erfolgreichen Tanzstudios.
Das war doppelt herausfordernd, da, über die vorgeschriebenen Vorgaben hinaus, Barrierefreit ganz oben auf unserer Agenda stand. Nicht nur technisch, sondern auch ästhetisch sollte Lillis Ballroom ein Ort werden, an dem sich alle Menschen, aber ganz besonders und Sehbbeinträchtigte wohl fühlen konnten, um sich ganz auf das Erlernen der Tänze einlassen zu können. Es wurde von Anfang an viel Wert auf Materialien und Haptik gelegt. Hier könnt Ihr unser Accessibility Statement lesen.
Und schließlich hat Lilli bei Juan in Berlin die Ausbildung zur Tangotrainerin absolviert und im Februar 2020 erfolgreich abgeschlossen. Im Anschluss daran hat er sich zur Ruhe gesetzt und ist in seine Heimat Uruguay zurückgezogen
Aber die Verbindung zwischen Lillis Ballroom und ihm ist und bleibt eine Besondere und wir freuen uns immer wieder über einen Besuch als Freund und Gasttrainer in unserem Studio.
Mehr über die Geschichte von Lilli & Juan sowie über die Stadtbahnbögen erfahrt Ihr ein anders Mal ...