Queer Tango: Eine Erweiterung der traditionellen Tango-Kultur

schwarz-weiß Bild Vincent & Tata in Tangoumarmung
Der argentinische Tango wird oft als ein sinnlicher, verführerischer Tanz wahrgenommen – als ein Spiel der Verführung mit klar verteilten Rollen: Der Mann führt, die Frau folgt. Dieses Bild ist tief im kollektiven Unbewussten verankert und prägt, bewusst oder unbewusst, die soziale Dynamik auf der Tanzfläche. Doch diese Reduktion wird dem Wesen des Tangos nicht gerecht.

Tango ist weit mehr als nur ein Tanz – er ist eine Begegnung, ein Dialog, ein Moment der völligen Hingabe an Musik, Bewegung und dendie Partnerin. In seinem Kern geht es nicht um Geschlechterrollen, sondern um Verbindung und Kommunikation.

Mit dem Aufstieg queerer Kultur und queerer Sichtbarkeit hat sich auch die Tango-Szene weiterentwickelt. Der Queer Tango ist längst mehr als nur eine Alternative zum traditionellen Tanzstil – er ist eine Bewegung, die Grenzen überwindet, Hierarchien hinterfragt und eine neue Art des Miteinanders auf der Tanzfläche ermöglicht.

Queer Tango: Ein Raum für Identität, Freiheit und Gleichberechtigung

Der Queer Tango entstand im Einklang mit queeren soziopolitischen Bewegungen – nicht nur als sicherer Raum für Menschen, die sich außerhalb binärer Normen bewegen, sondern auch als künstlerische Weiterentwicklung des Tanzes selbst.

Eine der wichtigsten Innovationen des Queer Tango ist die doppelte Rollentechnik. In der traditionellen Tango-Kultur ist die Rolle klar festgelegt: Einer führt, einer folgt. Im Queer Tango hingegen lernen Tänzer*innen beide Rollen – und mit dieser Freiheit kommt eine neue Virtuosität. Die Fähigkeit, sowohl zu führen als auch zu folgen, eröffnet ein ganz neues tänzerisches Erlebnis und stellt zugleich das alte Machtgefälle infrage.

Tango war schon immer eine stark kodifizierte Kunstform. Doch mit der Weiterentwicklung der Gesellschaft und dem wachsenden Bewusstsein für Diversität wurde er von einer Gemeinschaft genutzt, um starre Strukturen aufzubrechen. Ohne dabei die Technik oder die Essenz des Tangos zu verfälschen, trägt der Queer Tango dazu bei, neue Paradigmen von Freiheit, Gleichberechtigung und Inklusion zu schaffen.

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Superheld*innen des Queer Tango

Seit vielen Jahren wachsen und florieren Initiativen rund um den Queer Tango. Menschen aus aller Welt – unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Herkunft oder sozialem Status – finden hier einen Raum, in dem sie sich frei ausdrücken können.
Diejenigen, die diese Bewegung vorantreiben, die queere Identität mit der Kunst des Tangos verbinden und neue Räume der Begegnung schaffen, sind wahre Heldinnen. Von den Pionierinnen, die den Queer Tango ins Leben gerufen haben, bis hin zu denjenigen, die gerade erst beginnen, diese Tanzwelt für sich zu entdecken – sie alle tragen zur Vielfalt und Offenheit dieser einzigartigen Community bei.

Unsere Pädagogik: Tango in beiden Rollen lehren

Unsere eigene Lehrmethode ist geprägt von der Überzeugung, dass jede*r beide Rollen lernen sollte. In unseren Kursen vermitteln wir die Technik sowohl des Führens als auch des Folgens mit der gleichen Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Denn erst durch das Verständnis beider Seiten wird der Tango zu einem wirklich freien, individuellen Ausdruck.

 

Unsere tänzerischen Hintergründe reichen von klassischem Ballett über zeitgenössischen Tanz bis hin zu Contact Improvisation. Diese Erfahrungen nutzen wir, um das Körperbewusstsein unserer Schüler*innen zu fördern und ihnen die Werkzeuge zu geben, sich selbst im Tango neu zu entdecken.

 

Denn in jeder Umarmung, in jedem Schritt steckt eine Geschichte – eine einzigartige Mischung aus Erlebnissen, Emotionen und Identitäten. Tango war schon immer ein Tanz der Begegnung, des Austauschs und der Transformation. Der Queer Tango führt diese Tradition fort, indem er den Tanz für alle öffnet, die sich darin wiederfinden wollen.
Lasst uns gemeinsam tanzen, experimentieren und neue Wege beschreiten – frei von Konventionen, mit Respekt und Liebe für die Vielfalt des Lebens.
Ein Gastbeitrag von Vincent Hodin & Tada Kokeguchi, übersetzt von Maria Theresia Mühlbacher

 

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Mehr über das Seminar sowie Vincent Hodin & Tada Kokeguchi

Queer Tango Seminar am Sonntag, dem 2. März 2025 von 13:00 bis 15:45 Uhr

Cafecito im Anschluss mit den beiden

Vincent Hodin

Instagram: @vincent.hodin
YouTube: @vinctango

Tada Kokeguchi

Instagram @tada_ko

Vincent & Tada – Mit Queer Tango zu Gast bei Lillis Ballroom

Vincent Hodin & Lucrecio Robledo tanzen gemeinsam in Lillis Ballroom

 

 

Mit dem Seminar von Vincent Hodin & Tada Kokeguchi im März beginnt eine Reihe von Workshops mit hochinteressanten internationalen Gastdozenten, die wir Euch hier im Blog nach und nach vorstellen möchten.

Vincent Hodin, ein erfahrener Tangolehrer aus Paris, hat bereits im Dezember 2023 zwei sehr inspirierende Queer-Tango-Workshops bei uns im Ballroom gehalten. Er unterrichtet sowohl auf traditionellen als auch auf Queer-Tango-Events weltweit. Diesesmal begleitet Ihn als Tanzpartner Tada Kokeguchi.

In diesem Beitrag erzählt Vincent von seiner tänzerischen Reise, seiner Philosophie und warum Tango für ihn weit mehr als nur ein Tanz ist.

Vincent Hodin
Vincent Hodin

Vincent Hodin: Eine Reise in die Welt des Tango

"Durch den Tanz konnte ich mich schon immer über Worte hinaus ausdrücken. Tanzen, ohne die nächste Bewegung vorherzusehen, bereitet mir tiefe Freude. Die leere Seite. Keine Kontrolle darüber, was herauskommt."

Diese Worte von Vincent spiegeln wider, was Tango für ihn bedeutet – ein Spiel mit Improvisation, eine Begegnung im Moment. Seine tänzerische Laufbahn begann nicht mit Tango, doch als er 2013 während einer Reise nach Argentinien zum ersten Mal auf einer Milonga tanzte, war ihm sofort klar: Etwas hat mich gepackt, und nichts wird mehr so sein wie vorher.

Er begann intensiv zu lernen – zunächst im renommierten DINZEL-Studio in Buenos Aires, später in Córdoba und Paris. Besonders faszinierte ihn der Rollenwechsel, eine Freiheit, die den Tango für ihn noch vielschichtiger machte.

Heute unterrichtet Vincent in traditionellen sowie Queer-Tango-Kreisen, leitet Workshops auf internationalen Festivals und ist Mitorganisator des renommierten Queer-Tango-Festivals „La Vie en Rose“ in Paris. Seine Mission: die Essenz des Tango weiterzugeben – als Tanz, als Dialog, als Ausdruck von Verbindung.

Queer Tango: Ein Tanz der Freiheit

Queer Tango ist weit mehr als nur eine Variante des traditionellen argentinischen Tangos. Er bricht mit den klassischen Rollenbildern, in denen Männer führen und Frauen folgen. Er ist ein inklusiver Tango, der alle willkommen heißt – unabhängig von Identität, Geschlecht oder Sexualität.

"Wir sollten uns darüber freuen, dass sich der traditionelle Tango zunehmend dem sogenannten Queer-Tango öffnet. Heute ist es immer häufiger möglich, auch auf traditionellen Milongas gleichgeschlechtliche Paare tanzen zu sehen. Doch Queer Tango schafft auch einen sicheren Raum für diejenigen, die in der Gesellschaft oft mit Vorurteilen konfrontiert sind."

Überall auf der Welt gibt es inzwischen Queer-Milongas, die diesen offenen und kreativen Zugang feiern. Und bei internationalen Queer-Tango-Festivals kommen Tänzer*innen zusammen, um in einer respektvollen und offenen Atmosphäre gemeinsam zu tanzen und zu lernen.

Vincent Hodin

Tango als Sprache – Vincents pädagogischer Ansatz

"Wie eine Fremdsprache lernen wir, Tango zu sprechen. Sobald dieser Code in unserem Körper integriert ist, öffnet sich ein Raum für Kreativität und Individualität."

Vincent legt in seinem Unterricht besonderen Wert auf die Verbindung zwischen den Partnern. Für ihn ist Tango keine Frage von Dominanz oder Hierarchie, sondern von gegenseitigem Zuhören.

"Eine Frau befolgt nicht die Anweisungen eines Mannes – die Person, die folgt, bringt ihre eigene Farbe in die Bewegung ein. Deshalb ermutige ich alle, die Rollen zu wechseln, unabhängig von ihrer Identität."

Dank präziser Technik entsteht eine starke Verbindung, die es ermöglicht, sich frei und improvisiert auf die Musik einzulassen. Tango ist kein Macho-Tanz, sondern ein Dialog – eine Begegnung im Moment.

Erlebt Vincent live!

Wir freuen uns, Vincent Hodin im März bei uns begrüßen zu dürfen! Sein Seminar wird nicht nur eine Gelegenheit sein, Tango in all seinen Facetten zu erleben, sondern auch ein Ort des Austauschs, der Inspiration und der tänzerischen Weiterentwicklung.

Bleibt dran – wir werden Euch hier im Blog weitere spannende internationale Gastdozenten vorstellen!

 

Fotos by @timhuening.photography

 

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Mehr über das Seminar sowie Vincent Hodin & Tada Kokeguchi

Queer Tango Seminar am Sonntag, dem 2. März 2025 von 13:00 bis 15:45 Uhr

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Vincent Hodin

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